Selbstversorgungsgrad mit Knoblauch stabilisieren
Der Anbau von Knoblauch hat sich in den letzten 10 Jahren vervierfacht und auf ein Selbstversorgungsniveau von ca. 25 Prozent eingependelt. Mit der Ausdehnung und Intensivierung des Anbaus in verschiedenen Regionen Österreichs ergeben sich für Anbau und Beratung jedes Jahr neue Herausforderungen. Diese Probleme wurden im Jahr 2018 bei einem Fachtag Knoblauch (11.4.2018, LK NÖ, St. Pölten) thematisiert und von BeraterInnen, Wissenschafterinnen und LandwirtInnen intensiv diskutiert.
Pilze im Knoblauchanbau: Ein unbeschriebenes Blatt
Besonders der Sektor Pflanzengesundheit ist im Knoblauchanbau noch ein eher unbeschriebenes Blatt, wobei vor allem pilzliche Schaderreger im Boden vermehrt Probleme schaffen. Ausweitung und Intensivierung des Anbaus haben zumeist auch ein verstärktes Auftreten von Schaderregern zur Folge. So auch im Anbau von Knoblauch. In dieser Kultur noch weitgehend unbekannte Pathogene Pilze konnten sich in den letzten Jahren witterungsbedingt in unseren Böden stärker etablieren und verursachen erheblich Ertragsverluste am Feld, bei der Trocknung und in der Lagerhaltung. Häufig sind es verdeckte Pilzinfektionen, die sich erst am Lager und im Handel zu sichtbaren Schäden auswachsen. Unzufriedene Kunden und Reklamationen in der Vermarktung sind die Folge.
Landwirtschaftskammer will mit wissenschaftlichen Partnern Strategien entwickeln
Da diese Schadauftreten mittlerweile mit einer bestimmten Regelmäßigkeit den Anbau heimsuchen, kam es in den letzten Jahren auch zu einem Rückgang der Erträge. Die Wirtschaftlichkeit des Knoblauchanbaus ist daher oftmals nicht mehr gegeben. Eine genaue Planung und Kalkulation der Kultur wird immer schwieriger, da zusätzlich die Stärke und die Gebietskulisse alljährlich variieren. Bei den Ursachen, Infektionsquellen und den förderlichen Bedingungen sowie geeigneten Bewirtschaftungsmaßnahmen tappen wir derzeit noch weitgehend im Dunkeln.
Die Folge ist eine große Verunsicherung unter den Landwirtinnen und Landwirten. Ernteausfälle und finanzielle Verluste machen eine professionelle Planung fast nicht mehr möglich.
Die Folge ist eine große Verunsicherung unter den Landwirtinnen und Landwirten. Ernteausfälle und finanzielle Verluste machen eine professionelle Planung fast nicht mehr möglich.
Grundversorgung weiterhin sichern
Eine zügige Weiterentwicklung der regionalen Knoblauchversorgung wurde durch diese Problematik eingebremst. Zusätzlich fordert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) Liefersicherheit über lange Zeiträume und beanstandungsfreie Belieferung ihrer Märkte mit regionalen Knoblauch. In den letzten Jahren wurde im LEH zügig eine Grundversorgung mit heimischem Knoblauch aufgebaut, die wenn die Qualität nicht passt, rasch auch wieder durch Importware ersetzt werden kann.
Pilzkrankheiten als Problemfeld Nummer Eins
Im deutschsprachigen Raum gibt es nur unzureichende Erfahrungen mit Zwiebelzerstörenden Krankheiten bei Knoblauch. Fäulniserreger, die bei der Speisezwiebel als potentielle Schädiger bekannt sind, können nicht eins zu eins auf den Knoblauch übertragen werden. Viele Pilzarten sind als mögliche Schadorganismen an Knoblauch beschrieben, je nach Produktionsbedingungen können die dominierenden Arten jedoch sehr unterschiedlich sein. Eine klare Zuordnung der Haupterreger ist derzeit oft nicht möglich, weshalb auch keine gezielten Strategien entwickelt werden können.
Nachtrocknung zu wenig erforscht
In den starken Knoblauchanbauregionen im Süden Europas ist meist keine Zwangstrocknung nach der Ernte erforderlich, da unter den dort herrschenden Klimaverhältnissen eine Nachtrocknung der Zwiebel am Feld erfolgen kann. In unserm Klima ist bei Anbau in größerem Umfang eine Zwangstrocknung mit Frischluft oder erwärmter Luft erforderlich, um Knoblauch zu einem vermarktbaren lagerfähigen Gemüse zu machen. Dieser Trocknungsprozess dauert bis zu 3 Wochen. Es gibt keine ausreichenden Studien über den Einfluss der Nachtrocknung von Knoblauch und der damit verbundenen Infektionsgefahr durch Pathogene.
Den Krankheitserregern auf der Spur
Die genaue Identifizierung der Schaderreger stellt eine große Herausforderung dar. Die Isolierung und Identifizierung ist extrem arbeits- und zeitintensiv.
Selbst bei eindeutiger Identifikation liegen keine geeigneten vorbeugenden Maßnahmen auf der Hand, um auf diese Krankheitserreger adäquat zu reagieren. Mögliche Anwendungen (Spritzapplikation, Beizung) mit geeigneter und zugelassener Pflanzenmedizin (biologisch oder chemisch-synthetisch) stehen derzeit nur eingeschränkt, oder gar nicht zur Verfügung.