Bodenfruchtbarkeit - Teil 3: Störungen der Bodenfruchtbarkeit
Erosion
Erosion ist ein natürlicher Prozess. Wassererosion ist in der Landwirtschaft die häufigste und bekannteste Art. Aber auch Wind kann vor allem in flacher Exposition und trockenen Verhältnissen zu erheblichen Erosionen führen.
Grundsätzlich bezeichnet die Erosion den Abtrag der obersten Bodenschicht und geschieht, seitdem es den Boden in der uns bekannten Form gibt.
Ob ein Standort erosionsanfällig ist, hängt von nicht veränderbaren und veränderbaren Faktoren ab.
Nicht veränderbare Faktoren
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Niederschlag
Niederschlagsmenge, Dauer und Intensität sind ausschlaggebend. Die größte Gefahr geht von Starkniederschlagsereignissen in kurzen Zeiträumen aus. - Geländebeschaffenheit
Die Neigung hat den größten Einfluss auf die Erosionsanfälligkeit. Auch Länge und Form der Fläche spielen eine wichtige Rolle. Bei Flächen mit der Längsseite zur Falllinie erhöht sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers und dadurch auch die Erosion.
<< Die Schwerkraft ist der beste Freund der Erosion. >> - Boden
Textur, organische Substanz, Wassergehalt und die Struktur spielen eine wesentliche Rolle. Diese Faktoren sind teils natürlich bedingt, können aber durch eine angepasste Bewirtschaftung beeinflusst werden.
- Bewirtschaftung
In der Bewirtschaftung hat der/die Landwirt/in die Chance, erosionsmindernde Maßnahmen zu setzen.
Hierzu zählen:
• standortangepasste Fruchtfolge
• möglichst ständige Bodenbedeckung (Zwischenfrüchte, Untersaaten)
• Erosionsschutzmaßnahmen (Anbau quer zum Hang, Mulch-, Direktsaat, usw.)
• Bodenbearbeitung (oberflächliche Bearbeitung, Verzicht auf wendende Bearbeitung, bei angekündigten Niederschlägen eine etwaige Bearbeitung noch einmal überdenken)
• Vermeiden von Fahrspuren in Fallrichtung
Es gilt, langfristig mit den gesetzten Maßnahmen vor allem den Humusaufbau zu fördern. Humus wirkt durch seine gute Wasserspeicherfähigkeit als effektiver Erosionsschutz. Wasser, das gespeichert wird, kann nicht oberflächlich abfließen. Vor allem bei langen Flächen in Falllinie kann auch die Einsaat von ständig bewachsenen Grünstreifen (z.B. Biodiversitätsflächen) als Schlagteilung zu einer Reduktion der Fließgeschwindigkeit beitragen und dadurch Erosionen verringern.
Das ständige Begrünen von Hangflächen verbindet all diese verschiedenen Maßnahmen. Der Hausverstand sagt einem schon, dass auf Dauergrünlandflächen im Vergleich zu intensiv genutzten Ackerflächen der Bodenabtrag reduziert ist. Es muss aber nicht gleich aus einem Acker Dauergrünland gemacht werden. Der Einsatz von Untersaaten oder direkt eingesäten Zwischenfrüchten (z.B. Mähdruschsaat) kann schon ein großer Bestandteil in der Erosionsminderung sein.
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten für einen Betrieb, effektiven Erosionsschutz zu betreiben. Somit gilt es auch für den einzelnen Betrieb, das ideale System zum Erhalt des nährstoffreichen Oberbodens zu finden.
Bodenverdichtung
Boden ist Lebensraum – und dieser „Raum“ wird durch Verdichtungen gefährdet. Egal welche Art von Bodenlebewesen, es benötigen alle Platz.
Bei der Verdichtung handelt es sich um eine Verschiebung des Porenverhältnisses. Weg von den Grob- und Mittelporen, hin zu Feinporen. Die Grob- und Mittelporen sind vor allem für die Wasser- und Luftführung im Boden wichtig, da sich hier das pflanzenverfügbare Wasser und die Nährstoffe befinden.
- Grobporen (10 bis 50 Mikrometer):
Wichtig für das Ableiten des Wassers und Regulierung des Bodenlufthaushalts - Mittelporen (0,2 bis 10 Mikrometer):
Speichern des pflanzenverfügbaren Wassers, wichtig für den kapillaren Aufstieg des Grundwassers - Feinporen (< 0,2 Mikrometer):
Speichern Wasser – ist für die Pflanzen nicht verfügbar (= totes Wasser)
Das ideale Porenverhältnis:
- 40 Prozent Grobporen : 60 Prozent Mittelporen + Feinporen
In einem dichten Boden wird das Wurzelwachstum gehemmt und die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigt.
Zur Überprüfung von Bodenverdichtungen bietet sich die Spatenprobe an.
Auch Bodensonden sind zum Feststellen von Verdichtungen gut geeignet.
Verdichtungen haben negative Auswirkungen auf den Boden:
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Gehemmte Infiltration und Gasaustausch
Durch Bodenverdichtungen kann Wasser nicht effektiv vom Boden aufgenommen und abgeleitet werden. Es kommt zum Abschluss der unteren Bodenschichten, im obenliegenden Teil kommt es zu einer Überstauung. Es entsteht Sauerstoffmangel und dadurch nimmt die Verfügbarkeit von Nährstoffen ab. Vor allem Stickstoff wird zu Stickoxid und Lachgas umgebaut und entweicht gasförmig. Dadurch kommt es zu hohen Stickstoff-Verlusten. Durch das gehemmte Versickern kann es auch zu erhöhter Erosionsanfälligkeit (Hanglagen) und auch Überschwemmungsgefahr (Ebenen) kommen. -
Gehemmte Wasserhaltekraft
Durch einen Verlust an Grob- und Mittelporen kann der Boden Wasser nicht mehr in pflanzenverfügbarer Form speichern. Vor allem in Trockenjahren kommt es zu Wassermangel und dadurch zu erheblichen Ertragseinbußen, aber auch zum Absterben der Mikroorganismen. Durch Verdichtungen (z.B. Pflugsohle) kann auch kein Kapillarwasser vom Grundwasser in den Oberboden aufsteigen. -
Erhöhter Zugkraftbedarf bei der Bodenbearbeitung
Das Aufbrechen von bereits vorhandenen Verdichtungen bringt auch direkt sichtbare wirtschaftliche Einbußen. Bei verdichteten Böden erhöht sich der Arbeitsaufwand und der Zugkraftbedarf der Maschinen. Folglich auch der Kraftstoffverbrauch und der Verschleiß an den Geräten.
Für weitere Infos zum Thema Bodenverdichtungen steht die Artikelserie „Unseren Böden den Druck nehmen“ auf lk-online zur Verfügung.