Erdäpfelernte 2024: Drahtwurm schädigt Erdäpfel massiv
Finanzielle Einbußen erwartet
Die Erdäpfelbäuerinnen und Erdäpfelbauern befinden sich mitten in der Ernte und eines ist schon jetzt traurige Gewissheit: Der Drahtwurm hat einen großen Teil der der diesjährigen Erdäpfelernte zunichte gemacht. Der Schädling hat enorm viele Knollen angebohrt. Einzelnen Felder bzw. einzelne Partien sind wieder so stark durchlöchert, dass sie für Speisezwecke nicht mehr verwendet werden können und gelangen in die Stärkekartoffelverarbeitung oder müssen in Biogasanlagen verwertet werden. „Davon können wir Erdäpfelbäuerinnen und Erdäpfelbauern nicht leben. Bei einem derartigen Schadensausmaß sind, wenn überhaupt, gerade einmal die Transportkosten in die Stärkefabrik oder zur Biogasanlage gedeckt. Das Saatgut, die Kulturpflege das ganze Jahr über und die Einbringung der Ernte sind dadurch nicht abgegolten. Hinzu kommt ein erheblicher personeller und finanzieller Mehraufwand für das Aussortieren der schadhaften Erdäpfel. Da kann am Ende nur ein Minus rauskommen“, erklärt Landwirtschaftskammer NÖ-Vizepräsident Lorenz Mayr.
Trockenheit verstärkt Drahtwurmproblematik
Aufgrund geringerer Knollansätze, verursacht durch die Hitze, und der darauffolgenden langen Trockenphase war ohnehin bereits von geringeren Erträgen auszugehen. Durch die Drahtwurmschäden hat sich die Ernteprognose massiv verschlechtert. Eine Ursache für den starken Drahtwurmbefall ist die Trockenheit. Wenn die Feuchtigkeit im Boden fehlt, sucht der Drahtwurm sie in den Knollen. In einem aktuellen Forschungsprojekt wurden langjährige Drahtwurm-Boniturdaten von Erdäpfeln mit gemittelten Temperatursummen verglichen. Die Berechnungen zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und Drahtwurmschäden in Erdäpfeln. Die Klimaveränderung, die sich unter anderem in langen Trockenphasen und Hitzeperioden zeigt, verstärkt demnach die Drahtwurmproblematik.
Bewässerungsausbau wichtig
„Das zeigt, wie wichtig es ist, dass eine entsprechende Bewässerungsinfrastruktur in Niederösterreich geschaffen wird, insbesondere im Osten des Landes, wie dem Weinviertel. Denn gerade in Regionen, wo es keine Bewässerungsmöglichkeiten gibt, müssen immer mehr Erdäpfelbetriebe die Produktion aufgeben. Das Risiko, die Ernte an den Drahtwurm zu verlieren und die damit verbundenen finanziellen Verluste sind zu groß geworden“, macht Mayr auf die prekäre Situation aufmerksam.
Werkzeuge zur Drahtwurmbekämpfung fehlen
Ein weiterer Grund sind fehlende Pflanzenschutzmittel, die es den Bäuerinnen und Bauern ermöglichen, den Drahtwurm zu bekämpfen. „Bei den Erdäpfeln sehen wir, was es bedeutet, wenn es immer mehr Einschränkungen der Produktionsmittel gibt. In einem Jahr wie heuer ist es uns nicht möglich die Erdäpfel beschädigungsfrei bis zur Ernte zur bringen“, erklärt Mayr und sagt weiter: „Womöglich sind dann ausländische Erdäpfel im Regal zu finden. Hier erwarten wir jedoch die klare Solidarität des Handels gegenüber der heimischen Landwirtschaft, auf Erdäpfel-Importe zu verzichten und dadurch den bäuerlichen Familienbetrieben den Rücken zu stärken. Zudem haben wir Bäuerinnen und Bauern kein Verständnis dafür, dass es bei Importen niemanden zu interessieren scheint, welche Produktionsmittel eingesetzt wurden. So dürfen in vielen Ländern nach wie vor Wirkstoffe verwendet werden, die bei der Produktion in Österreich nicht zugelassen sind.
Drahtwurmaufkommen hat stark zugenommen
Generell haben die Drahtwurmschäden in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Noch bis vor etwa zehn Jahren ist man davon ausgegangen, dass in einem Durchschnittsjahr rund 10 Prozent der österreichischen Erdäpfelernte dem Drahtwurm zum Opfer fiel. Diese Schwelle war in den letzten Jahren immer überschritten und bewegt sich mittlerweile Richtung 15 Prozent.