Wie die digitale Stalltechnik Roman und Daniela Holzinger-Diem flexibel in ihrer Zeiteinteilung macht, Arbeitszeit spart und für Tierwohl sorgt, haben wir live auf ihrem Hof in Zwentendorf an der Zaya erlebt.
„Die Melktechnik war veraltet, gemolken haben wir zu zweit im Melkstand und wir konnten an für uns wichtigen Abendterminen nur sehr eingeschränkt teilnehmen“, erinnern sich Daniela und Roman Holzinger-Diem. „Anfang 2016 wurde der Druck so groß, dass wir einfach etwas machen mussten.“
Auf einer Landtechnikmesse haben sie den Melkroboter der Firma Lely für sich entdeckt. „Uns hat gut gefallen, dass Zentraleinheit und Melkbox getrennt voneinander aufgestellt werden können“, erklären die beiden. Und schon am 14. Dezember 2016 haben sie morgens noch am Melkstand gemolken, am Abend war der Melkroboter bereits im Einsatz. „Auf diesen Tag haben wir uns intensiv vorbereitet“, denken die beiden zurück. „Wir haben den Termin so gewählt, dass keine Feldarbeiten anfallen und von damals 43 Kühen nur 25 zu melken waren.“
14 intensive Tage zur Angewöhnung
Die 14 Angewöhnungstage bis Weihnachten waren eine intensive Zeit für Roman, Daniela und die Kühe. Seither funktioniert der freie Kuhverkehr, bei dem die Tiere zum Melken den Roboter in der Melkbox selbstständig aufsuchen müssen. Durchschnittlich gehen 30 Liter-Kühe 2,5 mal und 40 Liter-Kühe dreimal am Tag melken. Zur Trockenstehzeit werden die Melkungen weniger.
Aufgrund Zellzahlen Technik nachgerüstet
„Bei uns sind mit dem automatischen Melksystem leider die Zellzahlen explodiert“, so Daniela und Roman. „Deshalb haben wir 2018 die Dampfzwischendesinfektion nachgerüstet.“ Da sie mit Hilfe dieser Maßnahme, die Zellzahlen nicht senken konnten, integrierten sie 2019 ein Zellzahlmessgerät im Melkroboter. Es ist so eingestellt, dass es bei jeder dritten Melkung einer Kuh die Zellzahl automatisch misst.
Steigt die Zellzahl bei einer Melkung über 300.000, misst der Roboter bei jeder Melkung. „So können wir die Zellzahlkandidatin herausfiltern“, erklären die beiden. Mit einer Fett-/Eiweißanzeige ist das automatische Melksystem von Anfang an ausgerüstet, weil für die beiden die Leitfähigkeitsmessung bei Problemen zu wenig Aussagekraft hat. „Mit dem Roboter haben wir jetzt ein Melkgerät, das technisch voll ausgerüstet ist“, betonten Daniela und Roman. „Die Firma könnte den Roboter noch mit einer Kuhwaage und einem Klauendesinfektionsbad ausstatten. Für uns ist das aber derzeit kein Thema.“
Top Service bei technischen Problemen
Gibt es technische Probleme, ist binnen 15 Minuten ein Techniker auf der Servicehotline erreichbar. Bei einem gröberen Defekt ist er innerhalb von zwei Stunden vor Ort. „Wir können mit telefonischer Anleitung und einem Werkzeugkoffer vor Ort vieles selbst reparieren“, betonen die beiden.
Mit Apps die Kühe im Blick
Mit einer Handy-App haben sie die Daten aus dem Melkroboter und jene der Aktivitätssensoren, die jede Kuh am Halsband trägt, ständig im Blick. Passen die Zahlen nicht, schauen sie beim Tier ganz genau hin. „Oft sieht man es der Kuh im ersten Moment nicht an, wenn etwas nicht stimmt. Aufgrund der abweichenden Zahlen können wir rasch reagieren“, argumentieren Daniela und Roman. Dadurch ist die Brunsterkennung besser geworden, Ketose und Klauenprobleme bemerken sie früher und sie sehen zum Beispiel bei jeder Kuh, wie lange sie nicht am Melkroboter war.
Herdenleistung steigt quasi als Nebeneffekt
„Wichtig ist, die Zahlen in Verbindung zueinander zu setzen“, geben die beiden zu bedenken. Hohe Zellzahlen, sinkende Wiederkauaktivität und Abfall der Milchleistung können auf eine Euterentzündung oder einen schlechten Zahn hinweisen. Mit dem Melkroboter sehen sie die Kuh ganzheitlich. „Wir haben die Herde besser im Blick, das Management wird einfacher und eine Person kann die Stallarbeit machen“, begründet das Betriebsleiterpaar. „Die Kühe sind mit dem System gesünder und fitter geworden, weil wir schneller reagieren können. Die Herdenleistung steigt quasi als Nebeneffekt.“
Mehr Flexibilität und Zeit für Fortbildung und Co.
Der Melkroboter macht Daniela und Roman zeitlich flexibel und sie können stressfrei an Abendveranstaltungen teilnehmen. „Es bleibt jetzt auch mehr Zeit für Fortbildung, die wir gleich wieder im Stall umsetzen“, betonen die beiden. Das Betriebsleiterpaar will auf den Melkroboter und die Aktivitätsmessung nicht mehr verzichten. „Wenn man die Daten gewöhnt ist, möchte man nicht mehr ohne sie arbeiten. Wichtig ist, dass man weiß, wie man mit den Daten handhabt.“
Nach Sanierung Roboter statt Schrabber
Nachdem 2017 im Umgang mit dem Melkroboter Routine eingekehrt ist, setzen sie 2018 mit der Planung eines Stallzubaues für weitere 30 Kühe den nächsten Schritt. „Ein Schrabber sollte das Entmisten auf den planbefestigten Böden übernehmen, aber die teils 20 Zentimeter hohen Niveauunterschiede zwischen den Stallbereichen waren ein Hindernis“, erinnern sich die beiden. Zugleich musste der Boden im alten Stall saniert werden. Außerdem stellte sich nach einer LK-Beratung durch Marco Horn heraus, dass die Strohmistmatratzen in den Liegeboxen zu niedrig sind.
Da haben Daniela und Roman in einem Zug die Strohmistmatratzen erhöht, den Boden im Altstall saniert und das Niveau der Laufgänge im Alt- und Neubau angeglichen.
In der Zwischenzeit wählten sie statt des Schrabbers einen Entmistungsroboter, den „Lely Discovery 120 Collector“, der wie ein Staubsauger Mist und Gülle von planbefestigten Flächen aufnimmt und über einer programmierten Stelle über dem Güllekanal entleert. Anschließend reinigt er auf der vorprogrammierten Route die Laufgänge weiter.
Optimales Gerät gefunden
“Wir waren im ersten Jahr der Einführung in Österreich dabei“, so Daniela und Roman. „Er ist das optimale Gerät für uns und hat rund 35.000 Euro gekostet.“ Der Roboter braucht für den Betrieb keine Kabel oder Rinnen, damit gibt es auch für die Kühe keine Hindernisse. „Er bewegt sich zwischen Trenngittern und Durchgängen im gesamten Laufgangbereich“, berichten die beiden. „Die Kühe weichen ihm wie selbstverständlich aus.“
Stündlich reinigt er ein Viertel des Stalles. Er fährt bis -8 °C. Bei tieferen Temperaturen schalten ihn Daniela und Roman ab. Mit dem Hoftrac streuen sie dann Stroh ein und misten mit ihm aus. Das Stroh, das sie in die Liegeboxen streuen, soll für den Roboter auf vier bis sechs Zentimetern Länge gehäckselt sein, er kommt aber auch mit etwas längerem Stroh zurecht.
Vorteile des Entmistungsroboters
Die Kühe stehen nicht mehr in Mist und Gülle.
Der Boden und die Klauen sind sauber und damit auch die Liegeboxen.
Das fördert die Gesundheit und verbessert das Wohlbefinden der Tiere.
Interessante Investitionen für die Zukunft
„Wir sind jetzt technisch ausgelastet“, erklären Daniela und Roman. „Interessant wäre noch ein Fütterungsroboter, der das Futter autonom vom Silo holt. In nächster Zukunft würden noch ein automatischer Futteranschieber und ein Kälbertränkeautomat in Frage kommen.“
Betriebsspiegel
Betriebsführer LW Meister Roman (34) und Daniela (33) Holzinger-Diem, LW Facharbeiter und diplomierte Krankenschwester
Familienmitglieder am Betrieb Kinder Sophia (9), Mathias (6)
Bewirtschaftete Fläche 103 ha Acker, davon 25 ha Luzernekleegrasmischung, 25 ha Mais, 40 ha Weizen, 7 ha Grünbrache, 6 ha Wintergerste Tierhaltung 62 Fleckvieh-Milchkühe; 40 Kalbinnen, 23 Kälber