Bioweizen: Wie am besten gegen Steinbrand vorgehen?
Vorsicht bei Nachbausaatgut
Auch in der Ernte 2022 lautete die Diagnose auf vielen Bio-Weizenflächen: Steinbrandbefall. Häufigste Ursache war der Einsatz von Nachbausaatgut ohne vorherige Saatgutuntersuchung. Auf vielen Flächen dürften auch bodenbürtige Brandsporen, die sich im Laufe der vergangenen Jahre angesammelt hatten, zu einer Infektion der auflaufenden Weizensaat geführt haben. Gefördert wurde die Infektion durch die ausgeprägte Trockenphase zur Weizenaussaat im Herbst 2021, die häufig zu einem verzögerten Feldaufgang geführt hat.
Wie vermehrt sich der Pilz im Bestand?
Der gewöhnliche Steinbrand wird primär über das Saatgut übertragen. Er kann aber, speziell im Trockengebiet, auch im Boden überdauern und von dort angreifen. Werden brandige Weizenbestände gedroschen, gelangen die Sporen des Pilzes auf das Erntegut und auf den Boden der betroffenen und auch auf benachbarte Flächen.
Wird befallenes Saatgut angebaut, keimen die Pilzsporen aus und dringen in den Weizenkeimling ein. Der Pilz wächst mit der Pflanze hoch. In der Ähre werden statt der Körner Brandbutten gebildet, in denen sich die Pilzsporen befinden. Im Feld sind befallene Ähren ab dem Stadium der Milchreife gut erkennbar. Die Brandbutten führen zu einer stärkeren Spreizung der Spelzen und zu einem struppigen Aussehen der Ähre. Die betroffene Pflanze ist häufig etwas kürzer als gesunde Exemplare. Zerriebene Brandbutten verursachen den charakteristischen Fischgeruch, der auch bei stark befallenem Erntegut deutlich wahrnehmbar ist.
Wird befallenes Saatgut angebaut, keimen die Pilzsporen aus und dringen in den Weizenkeimling ein. Der Pilz wächst mit der Pflanze hoch. In der Ähre werden statt der Körner Brandbutten gebildet, in denen sich die Pilzsporen befinden. Im Feld sind befallene Ähren ab dem Stadium der Milchreife gut erkennbar. Die Brandbutten führen zu einer stärkeren Spreizung der Spelzen und zu einem struppigen Aussehen der Ähre. Die betroffene Pflanze ist häufig etwas kürzer als gesunde Exemplare. Zerriebene Brandbutten verursachen den charakteristischen Fischgeruch, der auch bei stark befallenem Erntegut deutlich wahrnehmbar ist.
Nachbausaatgut von der AGES untersuchen lassen
Für die Untersuchung von Nachbausaatgut senden Landwirte eine Probe mit einem Kilogramm an die AGES. Ziele einer Untersuchung können sein:
- Verhinderung von Epidemien
- Vermeidung der Verschleppung von Krankheiten
- Verminderte Einschleppung von anderen Pflanzenarten
- Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln
- Verbesserte Keimfähigkeiten und Jungpflanzenentwicklung
- Beitrag zu einem ökonomischen und ökologischen Pflanzenbau
- Beitrag zu einer hochwertigen Ernte und hochwertigem Futtermittel
Saatguthygiene ist die wichtigste Vorbeugemaßnahme
Die oft unbemerkte Verschleppung über (Nachbau-)Saatgut ist die häufigste Ursache für ein gehäuftes Auftreten von Brandähren im Bestand. Eine lückenlose Untersuchung aller am Betrieb eingesetzten Nachbausaatgutpartien beugt wirksam vor. Biobetriebe schicken dazu eine Probenmenge von einem Kilogramm an die AGES oder an das Saatgutlabor der RWA. Den Kontakt erhält man über die regionalen Lagerhäuser.
In der amtlichen Saatgutanerkennung ist eine entsprechende Steinbrandfreiheit sichergestellt - oder es wird eine Beizauflage ausgesprochen. Insofern bietet der Einsatz von zertifiziertem Biosaatgut eine hohe Sicherheit in der Steinbrandvorbeugung.
Hoch wirksame Saatgutbehandlungsmittel auch im Biolandbau
Das Bakterienpräparat Ceral ist als Beizmittel für den Einsatz im Biolandbau zugelassen. Auch das Pflanzenhilfsmittel Tillecur® weist einen hohen Wirkungsgrad gegen samenbürtige Sporen des Weizensteinbrandes auf. Jüngste Untersuchungen der LK Niedersachsen weisen für Tillecur® Wirkungsgrade bis 99% aus. Kleinere Mengen Nachbausaatgut können am Hof in der Betonmischmaschine mit Tillecur® behandelt werden. Nähere Informationen zum Einsatz finden sich auf der Website des Herstellers unter biofa-profi.de. Das Mittel kann über den Landesproduktenhandel oder über die Firma Biohelp bezogen werden.
Sporenbelastung beachten
Eine Saatgutbehandlung ist aber nur bis zu einer maximalen Sporenfracht von etwa 100 Sporen je Korn sinnvoll. Bei einer höheren Sporenbelastung sollte ein Saatgutwechsel erfolgen. Zu bedenken ist, dass die angeführten Mittel nur gering gegen bodenbürtige Steinbrandsporen wirken.
Fruchtfolge und Schlagauswahl wirken gegen bodenbürtige Steinbrandsporen
Die Sporen, die im Zuge des Drusches freigesetzt wurden, können im Boden drei bis fünf Jahre lang infektionsfähig bleiben. Ein Anbau von Weizen nach Weizen oder Dinkel nach Weizen weist daher ein erhöhtes Risiko auf, durch bodenbürtige Steinbrandsporen infiziert zu werden. Auf belasteten Flächen sollte man einen Fruchtfolgeabstand von mindestens drei bis fünf Jahren einhalten. In diesem Zeitraum sollten keine für Steinbrand anfälligen Kulturen, wie zum Beispiel Weichweizen, Dinkel, Einkorn und Emmer, auf der Fläche angebaut werden.
Sporenflug beim Drusch sorgt für Belastung der Nachbarfelder
Stand auf den unmittelbar benachbarten Schlägen im Vorjahr stark von Steinbrand befallener Weizen, ist es wahrscheinlich, dass über den Sporenflug beim Drusch auch die aktuell geplante Weizenfläche mit Steinbrandsporen belastet wurde. In diesem Fall sollte man auf einen anderen Schlag ausweichen oder zumindest eine steinbrandtolerante Sorte anbauen.
Steinbrandtolerante Sorten anbauen
- Die Sorte Tilliko wird seit mehreren Jahren von "Die Saat" als Biosaatgut angeboten. Die Resistenz von Tilliko wurde mittlerweile von einzelnen Lokalrassen des Steinbrands durchbrochen.
- Aus deutscher Demeterzüchtung steht die Qualitätsweizensorte Aristaro zur Verfügung. Von Aristaro wird es für den Herbstanbau Biosaatgut von "Die Saat" in begrenztem Umfang geben. Aristaro ist eine sehr hochwüchsige, begrannte Sorte mit mittelfrüher Reife und guter Eignung für das Trockengebiet. Aristaro brachte in BioNet-Praxisversuchen Erträge und Qualitäten, die mit Capo vergleichbar sind. In bisherigen Tests der Universität für Bodenkultur zeigte Aristaro sehr gute Resistenzen gegenüber den derzeit in Österreich verbreiteten Steinbrandrassen.
- Tillsano ist ein sehr frühreifer Grannenweizen, der allerdings keine vollständige Resistenz gegenüber der großen Bandbreite an in Österreich verbreiteten Steinbrandregionalrassen aufweist.
- Axaro ist ein mittelfrüh reifender Grannenweizen mit hohem Ertragspotenzial, aber ausgeprägter Proteinschwäche. Zu beachten ist außerdem die hohe Anfälligkeit für Ährenfusarium.
Rascher Feldaufgang reduziert die Chancen des Pilzes
Ein verzögerter Feldaufgang erhöht das Risiko einer Steinbrandinfektion deutlich. Die keimenden Pilzsporen können den Weizenkeimling nur bis zu einer Länge von etwa z 2 cm infizieren. Je länger also diese frühe Phase der Keimung bzw. des Feldaufgangs dauert, desto bessere Chancen hat der Pilz, den Getreidekeimling erfolgreich zu infizieren. Alle Anbaumaßnahmen, die einen raschen Feldaufgang sicherstellen, reduzieren die Gefahr, dass bodenbürtige Steinbrandsporen die jungen Weizenpflanzen infizieren. Dazu gehört auch gesundes Saatgut mit hoher Triebkraft.
Vorbeugemaßnahmen trotz resistenter Sorten
Der Anbau einer resistenten oder wenig anfälligen Sorte entbindet nicht von der guten fachlichen Praxis der im Beitrag dargestellten Vorbeugemaßnahmen. Der Anbau dieser Sorten ist nur ein letzter Baustein einer Vorsorgestrategie, um künftig den Weizensteinbrand auch ohne chemisch-synthetische Beizmittel unter der Schadschwelle zu halten.